Nach einem beschaulichen Jahreswechsel begann das Jahr 2022 mit unseren gruppeninternen Winterfreizeiten. Leider ließ zu diesem Zeitpunkt der Schnee noch auf sich warten.
Pünktlich zum Schulstart wurde es dann weiß und die Schlitten und Ski kamen zum Einsatz. Am Skilift in Eisenbach haben einige Kinder sowie Erwachsene ihre ersten Erfahrungen auf den Brettern gemacht, so dass nach ein paar Abenden am Flutlichthang, in der Regel bei gutem Wetter, der Grundstein für unsere Skifreizeit gelegt wurde. Auch die Rodelbahn in Saig war immer wieder ein Erlebnis für unsere wintersportbegeisterten jungen Menschen.
Es war eine große Erleichterung, dass trotz der ein oder anderen Corona-Erkrankung der Schulbetrieb „normal“ lief. Dennoch war es nicht immer ganz einfach, bei Infektionsgeschehen die Quarantänemaßnahmen im Haus aufrecht zu erhalten.
Im Februar stand dann die Fasnet vor der Tür. Da erst kurz vor den närrischen Tagen die Straßenfasnet und Umzüge erlaubt wurden, fand das ganze Treiben im sehr kleinen Rahmen statt. So hatten wir noch auf unsere hausinterne Feier verzichtet. Am Schmotzigen Dunstig haben wir aber dann mit den Kindern und Jugendlichen beim Narrenbaumstellen und Hemdglonker- Umzug in Behla kräftig mitgefeiert.
Am 14. April war es dann endlich so weit. Bei schönstem Wetter (im Inntal waren es 27°C) haben wir uns auf den Weg an den Achensee zu unserer Skifreizeit gemacht. Unter dem Motto „Berg und Fels“ waren wir die ersten Tage Skilaufen im Zillertal. Neben unseren „Profis“ haben eine Auszubildende und fünf Kinder das Skilaufen erst lernen müssen. Nach zwei Tagen konnten sie jedoch auch mit der Gondel nach ganz oben fahren. Am vierten und letzten Skitag haben wir die letzte Abfahrt gemeinsam in einer Schlange von 20 Skifahrern, gemeistert. Neben dem eigenen Können wurde dabei auch Rücksicht und Verantwortung für die Gruppe abverlangt.
Die folgenden Tage haben wir dann, bei frühlingshaften Temperaturen, mit herausfordernden Bergtouren und Wanderungen verbracht. Dabei standen auch Klettersteige und Klettergärten auf dem Programm. Kinder wie auch Erwachsene hatten dabei die Möglichkeit, ihre Grenzen auszuloten oder ihre Ängste zu überwinden. Beachtlich war dabei zu sehen, wie die jungen Menschen zum Teil über sich hinausgewachsen sind. So waren beim Klettern Jugendliche mit dabei, die motorisch eingeschränkt und/oder auch erhebliche Höhenangst hatten. Mit den älteren Kindern und Jugendlichen haben wir zum Abschluss noch eine Bergtour mit ca. 1100 Höhenmetern auf 12 km Streckenlänge auf das Ebner Joch (1957 m ü M) gemacht. Die Anstrengungen wurden mit einer traumhaften Aussicht auf die Bergwelt und den Achensee belohnt. In Vorbereitung auf einen Erlebnispädagogik-Wettkampf „D.E.R.P.O.K.A.L.“ konnten die Kinder und Jugendlichen so ihre Motivation und ihr Können unter Beweis stellen, um sich so für das „Kinderhaus Team“ zu qualifizieren.
Anfang Mai folgte das nächste Highlight. Zum Tag der „Frohen Herzen“ hatten wir eine Einladung in den Europapark. Dieser sind wir sehr gern nachgekommen und hatten bei schönstem Wetter jede Menge Spaß.
D.E.R.P.O.K.A.L. warf jedoch auch seine Schatten voraus, so dass wir noch einige Vorbereitungen und Trainingseinheiten zu absolvieren hatten. Kostüme, Bögen und Ausrüstung mussten gebastelt werden und darüber hinaus noch Erfahrungen im Wassersport (surfen, segeln und Kanu fahren) gesammelt werden. Großen Spaß hatten die Kinder auf einer Yacht auf dem Bodensee. Ein Bekannter einer Mitarbeiterin hatte die Jugendlichen bei zwei Segeltörns in die Grundlagen des Segelns eingewiesen. Auf unserem Surfbrett und dem kleinen Katamaran haben wir danach auf dem Riedsee noch ein bisschen an der Technik gefeilt.
An Himmelfahrt stellten sich vier Jugendliche und ein Pädagoge fünf Tage lang den Hausforderungen des Wettkampfes „Robin Hood – König der Diebe“ im Harz. Zusammen mit 16 anderen Teams haben sie gegen die Unterdrückung des „Sherifs von Nottingham“ gekämpft. Dieser wurde am Ende besiegt und wir errangen den fünften Platz.
Die Pfingstferien verbrachten wir in einem Haus auf der Insel Rügen. Hier standen lange Strandspaziergänge, Radtouren über die Insel und jede Menge Ausflüge mit der Bahn auf dem Programm. Von Baden im Meer und Spielen am Strand bis zum Kulturfestival war für jeden etwas dabei.
Nach langer Planung der Familie Kircher ist unsere Erziehungsstelle nach Volkertsweiler bei Villingen umgezogen. Ein großzügiger Garten, viel Natur, gepaart mit kurzen Wegen ist für die Kinder und Erwachsenen ein Gewinn und sie haben sich schnell in dem neuen Zuhause eingelebt.
Im Juli konnten wir, nach langer Pause, endlich wieder ein Sommerfest veranstalten. Bewusst haben wir dieses sehr klein gehalten. Wir konnten so Erfahrungen für die nächsten Feste sammeln und hatten vor allen viel Zeit für unsere Gäste. Viele Spiel- und Spaßangebote der Wohngruppen, ein reichhaltiges Angebot an Speisen und Getränken bei sonnig-sommerlichem Wetter rundeten das Fest ab.
Für drei unserer Jugendlichen hieß es dann, Abschied von der vertrauten Schule zu nehmen. Zwei von ihnen gehen jetzt auf eine weiterführende Schule und eines unsere Mädchen hat ihren Realschulabschluss in der Tasche. Zu den Sommerferien haben wir vier Kinder und Jugendliche zu ihren Eltern entlassen können. Für ein fünftes Mädchen wurde eine Pflegefamilie gefunden, in der sie seitdem lebt.
„From Zero – to Hero“ hieß es zum Auftakt unserer Radtour im August. Bei Kilometerstand Null starteten wir in Bad Hersfeld an der Fulda. Bei Kilometerstand 750 stiegen in Bremerhaven dann unsere Kinder und Jugendlichen als Helden vom Rad. Dazwischen lagen lange, heiße und ermüdende Fahrradetappen, Übernachtungen im Freibad und auf Fußballplätzen, baden und Kanu fahren in/auf Fulda und Weser und viele weitere spannende Aktivitäten und Aufgaben. Bei der abschließenden Wattwanderung wurde es noch einmal richtig rutschig und matschig. Wenn für unsere Jüngsten die ersten Etappen noch eine große Herausforderung waren, haben sie zum Ende hin auch 80 km gemeistert. Vier unserer ältesten Jugendlichen haben wir ganz ohne Erzieher auf Tour geschickt. Abgesichert mit Mobiltelefon haben sie jeden Tag den Weg, nicht immer den kürzesten, gefunden und sind immer gemeinsam angekommen.
Ein Teil unserer Kinder und Jugendlichen verbrachte noch ein paar Tage am Diemelsee (oder dem, was noch übrig war). Nach den Anstrengungen der Radtour war ausschlafen, erholen und baden angesagt. Highlights waren ein fast leerer Eder-Stausee, in dem ein Dorf versunken ist (eine Brücke war noch zu begehen), ein Berg auf dem hunderte von Klettergeräten stehen, ein Bergpark, der mit Kaskaden und Wasserspielen bestückt ist und ein tolles Strandbad mit Rutsche. All diese Dinge haben diese Tage schnell vergehen lassen.
Für die meisten unserer Kinder und Jugendlichen kehrte mit dem Schulstart der normale Alltag wieder ein. Für einen junger Mann aus unserer Erziehungsstelle begann jedoch mit der Einschulung ein neuer Lebensabschnitt. Für eine junge Erwachsene aus der Wohngruppe gestaltete sich die Veränderung in einem Wechsel in das Betreute Wohnen.
Aber nicht nur die Kinder und Jugendlichen mussten lernen, sondern auch bei unseren Auszubildenden gab es Veränderungen. Zwei begannen mit ihrem Anerkennungsjahr und zwei Studentinnen mit ihrem Studium an der DHBW in Schwenningen. Um unsere Kompetenz in der Erlebnispädagogik weiter auszubauen, hat ein Erzieher mit der Ausbildung zum Erlebnispädagogen begonnen. Neben dem Alltag der Schule und den üblichen Aktivitäten und der Herbstfreizeit lief das Jahr sehr gemütlich und ruhig aus.
Mit der Aufnahme von zwei kleinen ukrainischen Kindern Mitte November wurde für die Kinder und Jugendlichen im Kinderhaus der aktuelle Krieg in Europa erlebbarer und intensiver thematisiert. Durch eine große soziale Kompetenz der Kinder und Jugendlichen, dem Herzblut und der Kreativität der Pädagogen haben wir es geschafft, dass sich die Kinder in ihrer Wohngruppe sehr wohl fühlen.
Anfang Dezember konnten wir nach dreijähriger Pause wieder unsere Adventsfeier mit Kindern, Angehörigen, Eltern und Freunden begehen. Dieses war ein schöner Einstieg in die Advents- und Weihnachtszeit. Über Weihnachten waren 10 Kinder und Jugendliche im Kinderhaus. So verbrachten wir Heiligabend mit Raclette und Geschenke auspacken in großer Runde von 18 Personen.
Aktuell leben 27 Kinder und Jugendliche im Kinderhaus und den angeschlossenen Erziehungsstellen.